Tübinger Hölderlinturm rundum geschützt

Bildnachweis: Privat
Der Hölderlinturm in Tübingen, benannt nach dem berühmten Dichter Friedrich Hölderlin, erzählt eine jahrhundertealte Geschichte. Der ehemalige Wehrturm am Neckar ist heute ein Symbol für die literarische Tradition der Stadt. Als Lebens- und Arbeitsort von Hölderlin ist er nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen der Universitätsstadt, sondern auch ein Ort der Inspiration und des Rückzugs. „Der Hölderlinturm zählt zu den bedeutendsten literarischen Erinnerungsorten und ist in zahlreiche literarische, musikalische und künstlerische Werke eingegangen“, erklärt Museumsleiter Florian Mittelhammer.
Theologe, aber doch lieber Freiheitsdichter
Der 1770 geborene Friedrich Hölderlin, einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte, wurde von dem Tischler und Hölderlin-Bewunderer Ernst Zimmer und dessen Familie in seinem Haus am Neckar aufgenommen und bezog im Mai 1807 dort das Turmzimmer. Ein einzigartiger Glücksfall in der Literaturgeschichte! Zuvor wurde Hölderlin ins Tübinger Uniklinikum wegen Anfällen von „Wahnsinn“, wie seine Zeitgenossen diagnostizierten, zwangseingewiesen, dann aber schon nach einem dreiviertel Jahr als „unheilbar krank“ entlassen. Bei Familie Zimmer verbrachte er bis zu seinem Tode im Juni 1843 die zweite Hälfte seines Lebens und schrieb einige seiner Gedichte, die bis heute die Literaturwelt prägen. Die Arbeit an einem seiner bedeutendsten Werke, dem Roman über den griechischen Freiheitskämpfer „Hyperion“, begann der Dichter noch 1792 in seiner Zeit als Stipendiat im Tübinger Stift. Hölderlin studierte evangelische Theologie und sollte zum Pfarrer ausgebildet werden. Doch die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen Freiheitsgedanken prägten den jungen Dichter und seine Freunde, die späteren Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Mehr als der Wunsch, sich in den Dienst der Kirche zu stellen.
Aus dem Wehrturm entstand das neue Tübinger Wahrzeichen
Nach dem Einzug Hölderlins in den Turm wurde das Gebäude erweitert und umgebaut, um Platz für weitere Räume zu schaffen, die die Familie Zimmer später an Studenten vermieten konnte. Sein heutiges Bild erhielt der Turm erst nach seinem Wiederbau in Folge eines Brandes im Jahr 1875. Hölderlin selbst hatte den heute für Tübingen so charakteristischen halbrunden Turm mit Spitzdach nie erlebt, das Turmzimmer hatte zu seiner Zeit die Form eines halben Achtecks. Auch erst seit dem Wiederaufbau trägt der Turmanbau den Namen „Hölderlinturm“. Bereits 1915 richtete eine private Initiative einen Gedenkraum an Hölderlin in dem Turm ein – die Geburtsstunde des heutigen Museums. Die Stadt Tübingen erwarb das Gebäude erst 1923. Im Jahr 2020, zum 250. Geburtstag des Dichters, wurde unter der Leitung der Stadt Tübingen und der Arbeitsstelle für literarische Museen am Deutschen Literaturarchiv Marbach die alte Dauerausstellung im Hölderlinturm völlig neu konzipiert. Sie wird dem Wirken Hölderlins nun mehr als gerecht.
Dichtung mit Auge, Ohr und Hand nachempfinden
In ihr werden nicht nur Hölderlins literarische Werke thematisiert, sondern auch die Fürsorge, die ihm von der Familie Zimmer trotz oder wegen seines Geisteszustands entgegengebracht wurde. Hölderlin revolutionierte in seinen jungen Jahren die deutsche Dichtung und führte die Sprache in der Auseinandersetzung mit der Verskunst der Antike und komplexen metrischen Versmodellen an ihre Grenzen. So, wie er selbst nach Überlieferungen an seinem Schreibtisch im Turmzimmer den Takt auf das Versmaß seiner Dichtungen geklopft haben soll, kann an verschiedenen Stationen „mit Auge, Ohr und Hand die Dichtung Hölderlins nachempfunden werden“, wie Museumsleiter Mittelhammer erläutert. „Legt man die Hand auf die Holzschindel, lässt sich das Versmaß zum vorgelesenen Gedicht erspüren. Dafür sorgt ein Körperschallwandler, der digital mit den Hebungen des eingelesenen Gedichts verbunden ist. Schall wird dabei in Bewegung gewandelt und so physisch erlebbar gemacht.“ Und weil Hölderlin seine Gedichte im Gehen verfasst haben soll, kann man im Garten des Hölderlinturms auf einer Gedichtlaufstrecke ausprobieren, welches Lauftempo zu Hölderlins Versen am besten passt. Digitales Highlight ist das Sprachlabor, in dem Kinder wie Erwachsene selbst experimentieren und verfolgen können, wie Hölderlin mit Sprache, Klang und Rhythmus gearbeitet hat.
complex 400H sorgt im Verborgenen für Sicherheit
So viel kulturelle und mediale Schätze benötigen ein entsprechendes Sicherheitskonzept. Dieses wurde in Form einer Einbruchmeldeanlage von Telenot durch GProtect sehr unauffällig und ästhetisch in die Dauerausstellung integriert. Aus dem Verborgenen und für Museumsgäste unsichtbar steuert eine complex 400H die stets ins optische Bild der verschiedenen Räumlichkeiten angepassten Bewegungsmelder vom Typ histar mit zuverlässigen Detektionseigenschaften. „Der Hölderlinturm und das gleichnamige Museum sind ein herausragender Ort deutscher Literaturgeschichte, der entsprechende Sicherheitsmaßnahmen erfordert. Mit der Systemwelt von Telenot leisten wir einen wichtigen Beitrag zum unversehrten Erhalt dieses kulturellen Erbes“, betont Gerhard Poslovsky, Chef und Inhaber von GProtect. Zwei in weiß gehaltene optisch-akustische Signalgeber, die an der Fassade am Museumseingang und am Hintereingang angebracht sind, schlagen mit Lichtblitzen und Signaltönen bei akuten Gefahren Alarm.